
Ganzheitliches Unternehmertum: die 5 Ebenen der Organisationsentwicklung
Herausforderungen auf fünf Ebenen
Um in Zeiten des ständigen Wandels den Überblick zu behalten, empfehle ich Organisationen, die Herausforderungen aus fünf Blickwinkeln zu betrachten. Die Ich-Ebene umfasst die persönlichen Herausforderungen der Einzelperson. Die Wir-Ebene ist die der Teams, Gruppen, Abteilungen und Beziehungsgeflechte wie Chef/in-Mitarbeiter/in oder Kollegen untereinander. Die dritte Ebene ist die der Organisation bzw. des Unternehmens, die vierte Ebene ist die des Marktes, Umfeldes, der Gesellschaft und der sozialen wie Umwelteinflüsse. Letztlich beziehe ich auch eine fünfte Ebene ein, die ich Universum oder Meta-Ebene nenne.
Betrachten wir diese Ebenen anhand der Metapher eines Baumes. Auf der ersten Ebene zählt der einzelne Baum, der tief im Boden verwurzelt ist. Auf der zweiten Ebene betrachten wir die Pflanzen in seinem direkten Umfeld. Der Wald als in sich geschlossenes Biotop bildet die dritte Ebene. Auf der vierten Ebene bringen wir Naturräume über Länder und Kontinente miteinander in Verbindung. Die fünfte Ebene erreichen wir dann, wenn wir uns vom Kosmos einen Gesamtüberblick verschaffen und jeden einzelnen Aspekt in einem größeren Gefüge betrachten.
Große Veränderungen wirken auf allen Ebenen
Beziehen wir diese Ebenen nun auf das oben genannte Beispiel. Die Wertesysteme und die veränderte Haltung junger Generationen betreffen mehr als nur das Individuum. Sie verändern auch den Teamgeist und stellen damit neue Ansprüche an moderne Führung. Was im Kleinen und beim Einzelnen beginnt, wirkt sich letzten Endes auf das Wir und auf das große Ganze, das gesamte Unternehmen aus. Mehr noch: Ist eine Organisation durchdrungen von einer neuen Haltung, zeigt sich das auch in ihren Zielen und Ansprüchen, an deren Spitze plötzlich andere Treiber stehen.
Diese neuen Impulse erreichen unweigerlich auch den Markt und beeinflussen – sofern sich diese (Veränderungs-) Kraft kontinuierlich hält, auch das gesellschaftliche, soziale und politische Umfeld, das in unserer globalen Welt bei konstantem Fortbestand der Veränderungskraft grenzüberschreitend wirken kann. Lösen wir uns geistig von Zeit und Raum, gelingt es uns, Erkenntnisse der universalen Meta-Ebene wahrzunehmen. Da diese auf alles eine ganzheitliche Wirkkraft hat, ist es im Zusammenhang mit ganzheitlichem Unternehmertum weise, sie mit einzubeziehen, um nachhaltig und weitsichtig, menschlich und balance-orientiert in dieser sich so schnell verändernden Welt ganzheitliche Entscheidungen zu treffen.
Organisationen stehen im Einfluss von komplexen 5-dimensionalen Wirkungsfaktoren, die das Miteinander und die Kultur prägen. Möchte ein Unternehmen Kultur und Wandel bewusst gestalten, sollten stets alle fünf Ebenen in die Betrachtung einfließen. Denn nur dann ist Unternehmertum ganzheitlich und nachhaltig. Lassen Sie uns die einzelnen Ebenen im Folgenden genauer betrachten.
1. Ebene: der einzelne Mensch – Bewusstsein und Persönlichkeit entwickeln
Stand bei der Generation Y noch im Zentrum, Beruf und Arbeit in Einklang zu bringen, so ist die Arbeit bei der Generation Z nur noch ein Teil des Lebens. Freiheit, Freunde und Familie sowie Raum zur persönlichen Entfaltung stehen für sie im Zentrum. Der Fokus liegt klar auf Lösungsorientierung, gemeinschaftlichem Nutzen und Sinnstiftung. Manche Unternehmen fühlen sich von dieser Entwicklung womöglich bedrängt und von derart hohen Ansprüchen vielleicht sogar überfordert. Doch Menschen mit dieser modernen Haltung fordern nicht nur, sie bewegen auch einiges, wenn sie den notwendigen Gestaltungsspielraum erhalten.
In dieser Einsatzbereitschaft, den Wandel aktiv mitzugestalten, schlummert letztlich hoher Wert für jede Organisation! Mitarbeiter möchten beteiligt werden und Zukunftsperspektiven aktiv mitgestalten. Im Gegenzug bringen sie ihre Stärken und Fähigkeiten in das größere Ganze ein. Damit einher geht das erfüllende Gefühl von Sinnstiftung. Diese kann als positiver Nebeneffekt das Stressempfinden bei der Arbeit deutlich reduzieren. Eine solche Haltung macht Mitarbeiter nicht nur produktiver, sondern auch deutlich resilienter. Die Prinzipien und Ideen, die diese erste Ebene vorlebt, entfachen auch auf der nächsten Ebene im Team ganz neue Dynamiken.
2. Ebene: das Team – Bewusstsein für das Wir und die gemeinsame Sache
Flachere Hierarchien, mehr Beteiligung sowie ein situativer und agiler Führungsstil lassen heute eine neue Teamkultur entstehen. Die Sehnsucht nach einer besseren Work-Live-Balance bringt neue Strukturen des ortsunabhängigen Arbeitens hervor. Zwar widmen sich Menschen großen Aufgaben weiterhin in Teams, doch die Art, wie wir uns organisieren, verändert sich zunehmend und erfordert so neue Formen der Führung.
Die Führungskraft von morgen ist agil und geht situativ auf die Stärken des Einzelnen ein. Sie ist Sparringspartner auf Augenhöhe und schafft Freiraum sowie Spielraum für frische Lösungen. Das neue Miteinander im Team fördert sowohl die Kreativität als auch das Wohlbefinden des Einzelnen, denn Mitarbeiter mit unterschiedlichsten Stärken können sich hier optimal ergänzen. Eine solche Teamkultur setzt ungeahnte Potenziale frei und führt so zu einer einzigartigen Unternehmenskultur.
3. Ebene: die Organisation – bewusste Entwicklung des Unternehmens und der Kultur
Die Dynamiken nehmen heute auf allen Märkten zu, Innovation ist Tagesgeschäft. Technologien geben den Takt vor und zwingen Unternehmen, sich ständig weiterzuentwickeln. Der Mensch ist hier mehr als reines Humankapital. Vorbei sind die Zeiten von Vorteilnahme und Nachteilgabe. Die Innovationskraft der Unternehmen speist sich aus der Kreativität der einzelnen Mitarbeiter und deren fruchtbarer Zusammenarbeit.
Dieses Bewusstsein ist fester Bestandteil einer modernen Unternehmenskultur. Große Leistung setzen Menschlichkeit voraus. Menschlichkeit schafft Vertrauen, Vertrauen ermöglicht Potenzialentfaltung, Potenzialentfaltung führt zu Wachstum und Erfolg. Ist das Vertrauen unter den Menschen da, reduziert sich auch die Komplexität. Sicherheitsdenken und Ängste, die zuvor Energie gebunden haben, schaffen nun Platz für neues, konstruktives Handeln. Die Folge: Die Organisation gewinnt an Innovationskraft und entwickelt eine Haltung, deren positiver Nebeneffekt das Wachstum ist.
4. Ebene: Markt und gesellschaftliches, soziales und politisches Umfeld
Unternehmen sehen sich heute mit einer Vielzahl von Ansprüchen konfrontiert. Sie müssen sich nicht nur im Markt behaupten und Innovation vorantreiben, sondern auch die Bedürfnisse vielfältiger Stakeholder im Blick behalten. Die vierte Ebene befasst sich mit diesen Faktoren. Zunehmende Transparenz lässt immer weniger Raum für unbewusstes Handeln und egoistische Einstellungen. Wachstum und Gewinnmaximierung sind nach wie vor wichtige Motivatoren für wirtschaftliches und persönliches Handeln, jedoch macht stets die Haltung dahinter den entscheidenden Unterschied. Stehen Menschlichkeit, Nachhaltigkeit und starke moralische Werte im Zentrum, führt das zu einer völlig anderen Wirkung, als wenn sogenannte „innere Treiber des Mangels“ den Takt angeben. Sie zeigen sich beispielsweise Verhaltensweisen wie Selbstgerechtigkeit, Egoismus und kurzfristiges Silodenken, was mancher Führungskraft selbst gar nicht in der Selbstwahrnehmung bewusst ist. Ein verantwortungsvoller Umgang mit unseren Ressourcen sowie mit unseren Mitmenschen gewinnt an Bedeutung. Wir werden aktuell Zeugen des Umdenkens, das weiter Kreise zieht – sowohl auf Kunden- als auch auf Unternehmensseite.
5. Ebene: Universale Meta-Ebene – Bewusstsein für das große Ganze
Auf der fünften Ebene geht es darum, komplexe Zusammenhänge zu erkennen, die eigene Wahrnehmung zu erweitern und in größeren Zeithorizonten zu denken. Die Herausforderungen unserer modernen Welt verlangen nach Unternehmer-Persönlichkeiten, die ganzheitlich und visionär denken. Im Dienst eines höheren Ziels stoßen sie auch Veränderungen an, die über ihren persönlichen Einflussbereich noch lange hinauswirken. Unternehmen, die sich in den Dienst eines höheren Ziels stellen, büßen auch in Krisenzeiten nichts von ihrer Relevanz und Strahlkraft ein.
Organisationsentwicklung – alle fünf Ebenen im Blick halten
Ob ich Unternehmen dabei begleite, Personal zu entwickeln, Innovation, Wandel oder auch eine moderne Unternehmenskultur zu gestalten – ich ziehe bei meiner Arbeit immer alle fünf Ebenen mit ein und bringe diese in ein wirkungsvolles Zusammenspiel. Nur so ist der Erfolg des Einzelnen und des Unternehmens ganzheitlich und zugleich nachhaltig.
Dieses Modell der fünf Ebenen führt uns weg vom Oben-nach-unten-Denken hin zu mehr Augenhöhe und Bewusstsein für sämtliche Dynamiken, die ein Unternehmen bewegen. Veränderungen entstehen nicht alleine ganz unten und werden längst nicht mehr von oben initiiert – sie gestalten sich zeitgleich auf allen fünf Ebenen. Nachhaltiges Unternehmertum verlangt bewusstes Hinschauen und Hinhören. Ein Bewusstsein für die DNA des eigenen Unternehmens, für die WIR-Kultur und das individuelle Mitwirken jedes Einzelnen. Und letzten Endes auch das verantwortungsbewusste Einordnen und Agieren für ein höheres Ziel.
Diese Art der Unternehmensführung setzt einen Geisteswandel voraus und bewirkt einen Kulturwandel im Unternehmen. Integrales Denken und Handeln ist angesagt, das das Individuum genauso in den Blick nimmt wie die Gemeinschaft. Diese Mischung aus bewusster Ich- und Wir-Ebene ist die Championsleague der Zukunft. Unternehmen, die sich auf Neues einlassen und diesen Weg gehen, sind ganzheitlich erfolgreich und entwickeln nebenbei eine Strahlkraft, die sie von ganz alleine wachsen lässt.