Entscheidung für Innovation
Vom gut gemeinten Rat zum persönlichen Konflikt
Wenn wir selbst nicht weiterwissen, bitten wir gerne andere um Rat. Ein zusätzlicher Blickwinkel kann uns dabei helfen, unser Bild der Situation zu erweitern. In der Regel sind die Lösungsvorschläge dabei so vielfältig wie die Zahl der Meinungsgeber. Doch gerade, wenn wir in Krisensituationen feststecken, fühlen sich die Ratschläge der anderen nicht immer richtig an. Manchmal laufen sie sogar quer zu unseren eigenen Gedanken. In solchen Momenten haben wir die Wahl: Entweder folgen wir unserer Intuition, entscheiden uns gegen den wohlgemeinten Rat und riskieren, auf uns alleine gestellt zu sein. Oder wir machen es anderen recht und akzeptieren, dass von nun an Zweifel an uns nagen und wir uns in einer Situation wiederfinden, die wir so für uns nicht gewollt und doch gewählt haben.
Insbesondere wenn es um Entscheidungen mit großer Tragweite geht, kann uns diese Unsicherheit lähmen. Wir sind von Natur aus vorsichtig, mit dem wohlgemeinten Rat anderer zu brechen. Das liegt daran, dass hinter einer solchen Empfehlung ganze Wertesystem und Weltbilder stehen, die wir nicht in Frage stellen wollen. Bitten wir zum Beispiel einen Vorgesetzten oder Kollegen um seine Meinung, wird er uns seinen Rat auf Basis seiner Kenntnisse und Erfahrungen geben. Er greift dabei auf das Wissen zurück, das er über das Thema sowie die Normen und Strukturen dahinter hat. Das ist soweit legitim und nachvollziehbar. Entscheiden wir uns jedoch gegen seinen Rat, kann daraus Enttäuschung, Misstrauen oder sogar ein Konflikt erwachsen. Im Fall des Vorgesetzten kann diese Entscheidung noch pikanter werden, weil er ein solches Verhalten als Zweifel an seiner Kompetenz oder an seiner Macht deuten kann. Infolgedessen wird er alles tun, um seinen Status zu verteidigen.
Derartige Situationen zu meistern, verlangt von uns, dass wir uns deutlich aus unserer Komfortzone heraus bewegen. Sie sind eine Chance, selbstbewusst unseren Weg zu gehen und uns auszuprobieren, auch wenn wir damit nicht immer auch gleich erfolgreich sind. Im Zentrum steht, dass wir Erfahrungen sammeln und dabei uns selbst und unseren Instinkten vertrauen.
Mit Mustern brechen und aus der Herde ausbrechen
Was sich im Kleinen zwischen zwei Menschen abspielt, verhält sich ähnlich im Blick auf große Organisationen. Innovation verlangt von uns, dass wir mit bestehenden Konventionen brechen, um neue Potenziale überhaupt erst erkennen zu können. Doch bestehende Strukturen lassen sich nicht so leicht verändern. Viele Menschen sind im Alltag davon abhängig oder glauben, abhängig zu sein. Sie haben noch keine Lösung gefunden, sich möglichst konfliktfrei aus einer Abhängigkeit zu lösen. Prozesse, Normen und Regeln bilden vielerorts die Basis für effizientes Arbeiten. Dieser Status Quo hat seine Berechtigung und leitet sich oft aus jahrelangen Erfahrungen ab. Entsprechend viele Beschützer bringt er mit sich.
Jedes System hat seine Regeln. Die Kunst liegt darin, diese Regeln in Leitplanken umzuwandeln. Denn nur, weil Regeln schon lange bestehen, bedeutet das nicht, dass sie die oberste Wahrheit bilden. So wie sich die Welt und damit auch die Anforderungen von außen verändern, so muss sich mit der Zeit auch das Regelwerk wandeln. Erst wenn wir starre Regeln aufbrechen, entsteht Raum für Vielfalt, Individualität und Eigenverantwortung. Diese Zutaten machen eine Organisation erst kreativ, ermöglichen Innovation und Weiterentwicklung. Fortschritte, die nach außen oft wie große Sprünge erscheinen, haben mit vielen kleinen Schritten begonnen.
Doch viele Organisationen scheuen selbst kleinste Veränderungen. Widersetzen wir uns den Strukturen, laufen wir Gefahr, dass uns das System ausgrenzt oder sogar bekämpft. Es verlangt also Mut, den eigenen Instinkten und Visionen zu folgen, vertraute Wege zu verlassen und zu riskieren, uns von der Gruppe zu entfernen. Dabei können wir auf unser Bauchgefühl vertrauen. Im tiefsten Inneren verfügt jeder von uns über eine Stimme, einen inneren Berater, der uns Impulse für unser authentisches Handeln gibt. Manchmal können Sorgen oder Ängste diese Stimme verzerren. Daher müssen wir oft erst lernen, diese eigene innere Stimme wieder klar zu erkennen und ihr zu vertrauen.
Unser Bauchgefühl – ein Kompass für neue Wegen
Wie kommt es, dass sich unser Bauchgefühl trotz umfangreicher Pro-Contra-Listen querstellt? Es scheint, als wüsste unser Bauch etwas, das uns so nicht bewusst ist. Genauso ist es auch. Denn unser Bauchgefühl bezieht auch emotionale Faktoren in eine Entscheidung ein, die uns zwar wichtig sind, doch nicht immer bewusst greifbar sind. Die Lösung: klare Werte definieren, die uns wichtig sind und für die wir stehen möchten. Jeder Mensch und jede Organisation verfügt implizit über ein ureigenes Wertesystem. Schlägt unser Bauchgefühl Alarm, kann das ein Indikator dafür sein, dass wir gerade eine Entscheidung treffen, die gegen einen unserer zentralen Werte verstößt. Diese Leitgedanken zu Papier zu bringen, kann für Klarheit sorgen und auch den Zusammenhalt in Organisationen stärken.
Je ungewisser das Ziel der gemeinsamen Reise ist, desto wichtiger ist es, für die Zusammenarbeit einen starken Nenner zu finden und eine Vision für die gemeinsame Zukunft zu erstellen: Wer sind wir? Was wollen wir? Wie gestalten wie die nächsten Jahre? Die Antworten auf diese Fragen bilden ein starkes Fundament, das einer Organisation selbst in wilden und undurchsichtigen Zeiten einen klaren Kurs ermöglicht. Doch nicht alles lässt sich vorherbestimmen. Wo wir den unerschlossenen Raum erforschen, da können wir uns auch verirren. In solchen Momenten ist Führung gefragt.
Die Führungskraft gibt Rückendeckung
In festen Bahnen zu denken und zu arbeiten, das verspricht Sicherheit und Orientierung. Innovation bedeutet, Bestehendes in Frage zu stellen, weiterzuentwickeln und zu verbessern. Dazu müssen wir feste Bahnen verlassen und mit neuen Wegen experimentieren. Dabei besteht die Gefahr, dass auch mal etwas schiefgeht. Hier ist Umdenken gefragt. Denn selbst das Scheitern bringt wertvolle Erkenntnisse und Lernerfahrungen mit sich, wenn wir bereit sind, diese anzuerkennen. Auch wenn eine Kultur des Scheiterns heute breit gefeiert wird, so ist sie noch lange keine gelebte Realität.
Damit Mitarbeiter sich trauen, vielversprechenden Ansätzen sowie ihrer Intuition zu folgen und dabei auch ein Scheitern in Kauf zu nehmen, verlangt es die Rückendeckung einer starken Führungskraft. Ihr kommt die Rolle eines Auffangnetzes zu. Als Sparringspartner hilft sie, die Situation besser einzuschätzen, wichtige Lernerfahrungen zu identifizieren und einen neuen Kurs festzulegen. Die Führungskraft schafft so einen Raum, in dem sich die Mitarbeiter erfahren können, in dem sie experimentieren und letzten Endes auch über sich hinauswachsen können. Der einzelne Mensch kann so voll in seinen Stärken aufgehen. Das erlaubt Organisationen, innovativ zu sein, neue Produkte zu entwickeln und zu einer einzigartigen Marke zu werden.
Fazit
Die Entscheidung für Veränderung führt uns an den Rand unserer Komfortzone. Hier warten Gestaltungsfreiheit und Wachstum. Am Anfang steht, Bestehendes in Frage zu stellen. Dazu braucht es Mut. Doch wenn wir nicht mitgestalten und mitbestimmen, dann trifft jemand anders die Entscheidungen für uns und letzten Endes werden wir fremdbestimmt. Wagen wir diesen Schritt, geht alles andere danach wie von alleine.